Klangfarbe Mk1 (1985-1989)
Als in den 1980er-Jahren die Musikszene in Österreich boomte und Leitbilder wie Falco, EAV etc. auch über Österreichs Grenzen hinaus bekannt wurden, stellte sich der Musiker beliefernde Handels- und Dienstleistungsbereich in einem – für heutige Verhältnisse – völlig anderen, eher kontraproduktiven Bild dar. Die Auswahl der angebotenen Waren und Dienstleistungen sowie das Beratungsniveau waren im Gegensatz zum benachbarten Ausland eher dürftig – und das bei horrend überhöhten Preisen. Verursacht wurde dies durch eine Quasi-Monopolsituation einiger weniger Händler, die als Platzhirsche in Wien nahezu konkurrenzlos den Markt beherrschten. Verkauft wurde nur eine eingeschränkte Produktpalette, die den meisten Gewinn versprach, und auf deren Vermarktung somit auch eine einseitige, marktschreierische Beratung ausgerichtet war. Von objektiven, den Konsumenten dienenden Auswahlkriterien war man weit entfernt. Dass dies zu einer unbefriedigenden Situation bei den betroffenen Musikern führen musste, versteht sich von selbst. Man behalf sich, soweit es ging, durch den Import aus dem Ausland, doch war dies durch die damals noch bestehenden Grenzen mühsam, und darum wurde auch oft der unerlaubte Schmuggel gewählt. Die Gründungsmitglieder der Klangfarbe waren als aktive Musiker ebenfalls von dieser Situation betroffen, und es war unschwer zu erkennen, dass diese Misere eine Marktlücke offenließ. Somit ergab sich die Diskussion, wie denn dies zu verändern wäre, und schnell war der Plan gereift, ein neues, anderes Musikgeschäft zu eröffnen – wäre da nicht der Mangel an notwendigem Startkapital gewesen. Diese Hürde konnte durch die Inanspruchnahme von Fördermitteln aus dem Arbeitsplatzbeschaffungsbereich genommen werden, und somit war der Weg frei für den Start der Klangfarbe. Bei der Suche nach einem geeigneten Geschäftslokal stieß man auf eine alte Fabrik in einem Hof am Einsiedlerplatz im 5. Bezirk, deren Zustand allerdings als mehr als baufällig zu bezeichnen war – womit einmal fast ein Jahr lang in Eigenleistung erbrachte Renovierungsarbeiten angesagt waren. Die Lage – in einem Hof, ohne Auslage und nicht ganz einfach zu finden – wurde in Kauf genommen, da das Konzept der Klangfarbe von Anfang an auf professionelle Betreuung mit hohem Service- und Handwerkscharakter ausgelegt war. So wurde nicht nur ein einfacher Reparaturservice an Gitarren und elektronischen Geräten, sondern auch Konstruktion, Adaptierung und Bau von allem für Musiker notwendigem Equipment durchgeführt. Da zu dieser Zeit der Kurs des Dollars sehr hoch war, entstand gleichzeitig in ganz Europa eine eigenständige Musikindustrie, und dies führte dazu, dass der Klangfarbe bereits beim Start einige Großhandelsvertretungen mit neuen, innovativen Produkten angeboten wurden.